Montag, 19. Januar 2015

Recherchen und Erkenntnisse oder Vermutungen

Heinrich Böll lebte von 1917 bis 1985 in Deutschland. Er erlebte einen Teil des ersten- und den zweiten Weltkrieg. Den zweiten Weltkrieg erlebte er als Soldat und als Kriegsgefangener in Amerika und Frankreich. 
Solche Geschehnisse müssen eine Person prägen, Narben hinterlassen und oft ihr eine andere Persönlichkeit aufzwingen, wahrscheinlich kann niemand, der den Krieg erlebt hat, ehrlich sagen, dass es mit ihm nichts gemacht hat und er noch so ist wie schon immer. Nur schon diese Ereignisse werden viel damit zu tun haben, dass Böll einen solchen Roman geschrieben hat.
Dieser handelt in der Nachkriegszeit, welche natürlich eine Verbindung zur Kriegszeit aufweist und zeigt was entsteht und wie Menschen mit einer solchen Vergangenheit umgehen. Er schrieb in seinen Büchern über die gesellschaftliche Fehlentwicklung Deutschlands nach dem Krieg. Hautnah konnte er dies erleben. Solche Dinge die vorgegangen sind beschäftigen einen Menschen, erst recht wenn man selber alles erlebt hat und bringen einem auch dazu, dies irgendwie zu verarbeiten, jeder auf seine Art. Bölls Verarbeitung seiner Erfahrungen, Ängste und Schmerzen fand durch das Schreiben statt. Damit half er bestimmt nicht nur sich selbst, sondern auch vielen anderen Menschen mit einer ähnlichen Vergangenheit. Nicht ohne Grund ist er einer der bedeutendsten Schriftsteller der Nachkriegszeit und Nobelpreisträger für Literatur und vieler anderer Auszeichungen.

Im Jahre 1972, mit einem Beitrag im Spiegel, in welchem er sich mit der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof auseinandersetzte und den Bericht der Springer-Presse kritisierte, sorgte er für einen Skandal. 
Er wurde als ein Sympathisant des Terrorismus angesehen. Er wurde verdächtigt, Terroristen bei sich unterzubringen, worauf dann seine Wohnung schärfstens durchsucht wurde und er für Dinge beschuldigt wurde, die nicht annähernd der Wahrheit entsprachen. Böll wurde behandelt wie ein Schwerverbrecher und dies nur wegen einer Meinungsäusserung über aktuelle Geschehnisse. 
Dieses Erlebnis ist wohl der Entstehungsgrund für die Geschichten Katharinas. In seiner Erzählung beschreibt er eine Situation, in welcher es Ereignisse gibt, die mit seiner eigenen Erfahrung  viel gemein haben. 
Heinrich Böll litt unter diesen Anschuldigungen und Erniedrigungen, welche die Behörden über ihn machten. Ebenso litt auch Katharina unter den Schickanen der Presse, welche sie in die Verzweiflung trieben. Katharina handelte anders aus der Verzweiflung heraus und man kann sagen, dass Böll besser mit einer solchen Situation umzugehen wusste. In der Erzählung, die er verfasste, wollte er anzeigen, wozu solche öffentlichen Demütigungen führten und welche Ausmasse sie annehmen können. In Katharinas Verhalten oder Denken oder auch Fühlen, wiederspiegelten sich bestimmt auch viele von Bölls eigenen Gefühlsvorgängen. Die Anschuldigungen auf Böll, basierten auf einer Äusserung in der Presse, was zeigt welchen grossen Einfluss diese hat und was aus solchen Texten interpretiert und herausgenommen wird und wie genau diese auch untersucht und gelesen werden. Mit Katharinas Geschichte konnte er dies ganz klar deutlich machen, was man sich alles zu Artikeln denkt, oder gar was man alles an Lügereien in die Zeitungen schreibt.

In das Schreiben dieser Erzählung brachte er viel eigenes, persönliches hinein, wie auch in die meisten anderen Romane. Wahrscheinlich sind auch genau deshalb seine Geschichten so packend, teils auch entsetzlich, sie bringen den Leser zum nachdenken, geben eine Idee von Bölls Vergangenheit und auch von den Geschehnissen zu Zeiten des Krieges, wie man sie sich heute kaum vorstellen mag.



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